U16 DM in Bremen bringt vollständigen Medaillensatz

Aus dem Hinterhalt jagt es sich besser.

07. Juli, 2019
Bremen

So oder so ähnlich könnte man den Werdegang von Deutschlands drittschnellster W 15 80m Hürden Sprinterin, Jule-Elisabeth Döring (04) sehen. Noch vor anderthalb Jahren startet sie im Rahmen des vielseitigkeitsorientierten Mehrkampftraining auch als Geherin. Zu der Zeit hätte keiner damit gerechnet, dass sie mal zu einer grazil, schnellen Hürdensprinterin wird. Bescheiden aber zielstrebig jagt sie mit purem Trainingsfleiß eine Bestleistung nach der Nächsten und steigerte diese im Finale sogar um 2 Zehntel auf 11,54 Sekunden. Damit ist sie ihrer Magdeburger Wettkampfrivalin Christina Onwu Akomas (11,46s) dicht auf den Versen und nach dem Lauf gemeinsam im Arm. Mit sauberen Wechseln, konnte Julchen auch in der 4x100m Staffel der WJU 16 zusammen mit Luise Beutel (05), Luzie Espenhahn (05) und Kajsa Zimmermann (04) einen souveränen 5. Platz (48,87s) erkämpfen. Damit bleiben sie trotz vorherrschendem „Schietewedder“ nur knapp über ihrer aktuellen Bestleistung und haben ihre Konkurrentinnen fest im Blick.

Kajsa Zimmermann (04) zeigte mal wieder ihr Vielseitigkeit und stellte damit erneut das „Deutsche-Zeitplan-Erstellungs-System“ in Frage. „Kann denn etwa ein guter Werfer nicht auch gut springen, oder warum finden beide Disziplinen meist zeitgleich statt?“ Mit dieser Doppelbelastung im Gepäck fällt vor allem einer 15-jährigen Sportlerin bei ihren ersten Deutschen Einzelmeisterschaften die Konzentration und Gelassenheit deutlich schwer. Dennoch hat Kajsa diese Herausforderung zusammen mit ihrer Trainerin Henny Gastel hervorragend gemeistert und konnte sich am Ende über Rang 4. im Kugelstoßen (13,37m) und Rang 6. im Weitsprung (5,59m) freuen. Beide Ergebnisse liegen im sehr guten Leistungsdurchschnitt und versprechen einen ambitionierten 7-Kampf am 20./21.07. in Mainz. Als letztes Mädel in der Runde konnte Lena Schneider (04) mit einer neuen Saison-Bestleistung von 17:50,72min über die 3.000m Bahngehen ihren Standpunkt untermauern und platzierte sich nur knapp hinter dem Bronzerang auf Platz 4.

Bereits im Vorlauf konnte die MJ U16 4x100m Staffel mit Emiel Hope Leibinnes (05), Christof Pohl (04), Martin Gärtner (04) und Karl Müller (04) mit einer neuen Bestleistung von 44,28 Sekunden als schnellst MJ U16 Staffel Deutschlands klar machen. Die Goldmedaille schien eine sichere Angelegenheit, jedoch schärfte ihr Anblick den Gedanken daran, dass man ganz vorne schnell vom Jäger zum Gejagten wird. 3…2…1… aus der Traum von Gold, mit nur zwei flüchtigen Wechselfehlern. Am Ende war die Vorlauf-Siegerzeit auch die Finallauf-Siegerzeit, welche die Grünen von Platz 5. (45,17s) bestaunen mussten. Kopf hoch – Die Erfahrung zeigt „Jagen mit einem Ziel vor Augen ist deutlich effektiver“.

Emmanuel Agbo Anih (04) hat ebenfalls ein deutliches Ziel vor Augen. Er lieferte sich wieder einmal einen spannenden Kampf mit seinem sächsischen Dauerrivalen Lukas Schober. Dieser hatte erneut den längeren Atem, um seinen 1Kg Diskus einen halben Meter weiter segeln zulassen als Emmanuel. Mit 53,46m freut er sich über die Silbermedaille, lässt seinen Disziplintrainer Klaus Werner jedoch erneut auf den „massiven Vulkanausbruch des Emmanuel“ warten. Als deutlicher Fan von Sonnenschein, macht ihm das Regenwetter sehr zu schaffen und klaute ihm über 1 Meter seiner möglichen Kugelstoßleistung. Mit 15,68m verfehlter Emmanuel das Treppchen um lediglich einen Dezimeter.

Als Fußballer Einer von Vielen, als Leichtathlet Nummer 5 der besten 15-jährigen 300m Sprinter bei dieser DM. Karl Müller (04) traf definitiv die richtige Entscheidung, die Stollenschuhe mit Spikes zu ersetzten. Als ehrgeiziger Stadtschüler kämpfte er sich mit einer Bestleistung in 37,36s ins A-Finale und trotzte dort noch einmal in 37,64s dem heftigen Gegenwind auf der Zielgeraden.

Ebenso mit Bestleistung (11,13s) durch die DM geschossen aber leider um 6 Hundertstel den 80m Hürden Finaleinzug verpasst, hat Martin Gärtner (04), der einen souveränen Weitsprungwettkampf mit dem 6. Platz und gesprungenen 6,21m absolvierte. Er muss am Ende gestehen, dass sein Schnellkrafttalent alleine nicht aufholen kann, was er technisch in seiner verletzungsbedingten Abstinenz verpasst hat. Sprintass Christof Pohl (04) untermauerte seine gute Sprintleistung von 11,55 Sekunden mit dem 3. Platz im B-Finale in 11,50 Sekunden.

Die Einzige Goldnase für den SV Halle verdient sich am Wochenende der Geher Jassam Abu EL Wafa (04) über die 3.000m mit einer persönlichen Bestzeit von 16:11,84min. Er setzte sich im Schlussspurt gegen seinen Stützpunktkollegen und ebenfalls Schützling von Helmut Stechemesser, Jadon Henze (Lok ASL) durch.

Die Bilanz steht deutlich auf der Seite der U16 Stützpunkttrainerin Henny Gastel, die mit einem kompletten Medaillensatz sehr zufrieden ist. Einzig wertvoller als jede Medaille, ist der Blick auf ein starkes Team, welches mit auftrumpfender Konkurrenzstärke in die zukünftigen Altersklassen blicken kann. 11 Sportler vom SV Halle Leichtathletik bei den Deutschen U16 Meisterschaften, von denen JEDER eine Finalteilnahme realisiert hat und somit in Deutschland gesehen wird.

Autor: Philipp Töpfer, Fotos: SV Halle Leichtathletik